Die Ecuadorianer feiern anders, als die Deutschen. Erst mal (so macht es zumindest hier nach vier Wochen den Eindruck) feiern die gar nicht so wild und viel, wie es das Latino-Klischee vorgibt. Es geht eigentlich eher ruhig zu. Und die Clubs und Bars schließen auch alle schon um zwei. Das ist Vorschrift. Für mich eine wunderbare Regelung. Ich hasse es zu wenig Schlaf zu bekommen und stehe dann nicht als Langweiler oder Spießer da, wenn ich um zwei nach Hause will. Und vor allem sind die Bars auch immer sehr leer. Da stellt sich mir natürlich die Frage: "Was macht ein Jugendlicher in Guaranda abends?" Die Bars sind leer, es gibt kein Kino, es wird ab halb sieben dunkel und kalt... Naja, das werde ich schon noch rausfinden und erstatte dann Bericht. Hier wird liebend gerne Karaoke gesungen und die Ecuadorianer sind ganz überrascht, dass man bei uns auch einfach nur was trinken geht und NUR redet. "No Karaoke?" Und vor allem das Tanzen ist hier ganz anders. Nicht wildes Freestyle, dass entweder in wildes Rumgehüpfe oder in eine psychodelische Ein-Mann-Performance ausartet (ich erinnere mich an so manchen meiner Hildesheimer Mitstudenten) oder für viele Mädels nur aus ein und demselben sexy-durch-die-Haare-fahren-Move besteht und nur den Zweck hat, Männeraugen auf sich zu lenken (ich erinnere mich an so manche meiner Bielefelder Mitschülerinnen). Hier braucht man das alles gar nicht. Denn hier wird als Paar getanzt. Und zwar, wie zu erwarten war, Salsa! Das kriege ich auch immer besser hin und bekomme langsam Spaß dabei. Aber es ist schon irgendwie langweilig. Man kann nicht richtig zu der Musik abgehen, sondern muss auf seine Füße achten. Das einzige, was den Tanz mal etwas interessanter gestaltet, ist eine Drehung um sich selbst, die man machen kann. Aber selbst dafür muss ja der Tanzpartner zu anleiten. Ergo: So richtig Spaß macht mir das nicht. Ich mag zwar die Musik und zum Beispiel
dieses Lied kommt hier immer und überall, dass ich jetzt schon weiß, dass ich weinen werde, wenn ich es nach diesem Jahr irgendwann wieder höre und der Rhythmus der hiesigen Musik beginnt auch langsam "in mein Blut überzugehen", aber es ist alles irgendwie zu gesetzt. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass dieses Tanzen, wenn man verliebt ist oder in irgendeiner Weise erotische Gefühle für den Tanzpartner hegt, beileibe nicht mehr langweilig ist aber das ist ja nun wirklich nicht mit jedem der Fall. Die Ecuadorianer mit denen ich bis jetzt darüber gesprochen habe, verstehen das alle gar nicht. Sie sehen es genau andersrum und sagen, dass es doch langweilig wäre, für sich zu tanzen. Ich will ja nicht pauschalisieren aber irgendwie sagt das ja auch einiges über die Kultur aus und das ganze Mann-Frau-Thema scheint hier sowieso einen riesigen Stellenwert zu haben (gut, wo hat es das nicht?) aber ich finde das hier irgendwie, auch durch dieses Tanzen, noch präsenter.
Tanzen
Besuch von zwei anderen Freiwilligen
Emmi, Elena und der süßeste Hund der Welt
Ecuadorianische Freunde
Emmi und Elena bei einer Wanderung
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