Sonntag, 22. September 2013

Angebrannt

Bei uns hat es gebrannt! Beziehungsweise war es kurz davor.
Aber in der vorletzten Woche ist viel passiert und ich erzähle chronologisch.
Am Montag war wieder Reunion. In Facundo Vela. Da die Reuniones hier meistens in kalten, weil so hoch gelegenen Bergdörfern stattfinden, packten Rike und ich  uns extra warm ein. Wollpullover über normalen und noch ne Regenjacke drüber und so weiter. Die Räume sind hier ja nicht beheizt und man sitzt lange. Wir fuhren morgens um sieben mit unseren beiden Chefs los. Es war eine wie immer sehr abenteuerliche Fahrt über Berg und Tal, teilweise über solche Huckel, dass sogar der Autoschlüssel aus dem für ihn zugehörigen Loch fiel. Das Auto fuhr aber weiter tapfer, auch ohne Schlüssel. Wir fuhren drei Stunden lang und waren dann in einem sehr heißen tropischen Gebiet. Lauter bunte Blumen, Insekten, viel, viel, viel mehr Pflanzen, als sie hier oben wachsen. Und es war einfach richtig heiß. Das ist sowieso eine Sache hier, dass man morgens nie genau weiß, in welche Klimazone man heute fährt und sich eigentlich immer falsch anzieht. An dem Tag jedenfalls war es viel zu warm. Dann war Reunion, die sage und schreibe fünf ganze Stunden ging. Es war so langweilig! Als diese zu Ende war, sollte es in einem Restaurant essen geben aber wir mussten nochmal aufs Clo. Da man die Tür nicht zuschließen konnte, blieb ich davor stehen, so lange Rike drauf war und merkte, dass sich die anderen Leute langsam aus dem Gebäude entfernen: "Beeilst du dich? Die gehen schon alle." sagte ich und dann war sie auch fertig und wir gingen. Es war niemand mehr im Haus, also gingen wir die Treppe runter zur Eingangstür und- sie war verschlossen!!! Ein dickes Vorhängeschloss war außen dran und wir waren ganz alleine in diesem Haus. Wir klopften also gegen die Tür und gegen Fenster aber keine Menschenseele war auf der Straße. Nur ein Huhn. Aber das konnte uns weder helfen, noch interessierte es sich für unsere Belange. Handyempfang gab es auch keinen. Rike ging dann durchs Haus, um nach Fenstern zu gucken, durch die man klettern könnte. Doch es war überall Gitter vor. Ich bekam einerseits Angst: Ich wollte auf keinen Fall in diesem Haus eingesperrt sein. Andererseits war es auch lustig, denn es war ja klar, dass unsere Chefs niemals ohne uns das Dorf verlassen würden und sie bald merken müssten, das wer fehlt und sich auf die Suche machen würden. Das geschah dann natürlich auch. Alvaro kam zum Haus zurück mit einer fragenden Handbewegung und als er merkte, dass wir eingeschlossen sind, lachte er sich erst mal tot und ging dann einen Schlüssel holen. Es war eine lustige Geschichte für alle und wird seitdem immer gerne erzählt.



Die verschlossene Tür
 
Am Freitag gingen wir abends feiern. Wir verließen so gegen neun unsere Wohnung und gingen erst in einer Bar mit Elena, einer anderen Deutschen, und ihrem Chef was trinken. Es kamen auch noch Freunde von ihm dazu und wir gingen dann in eine Karaoke-Bar. Elena und ich traten mit einem Beatles-Song auf, während die Ecuadorianer nur schnulzige spanische Balladen sangen. Wir tanzten Salsa (oder ich versuchte es) und es machte Spaß. Dann gingen wir in noch eine Disko. Und plötzlich fragte Rike mich: "Haben wir den Herd ausgemacht?" Ich war mir zu 100% sicher, dass ich ihn nicht ausgemacht habe und sie sich auch. Wir liefen also so schnell wie möglich zu unserer Wohnung, alle möglichen Horrorszenarien ausmalend, weil es klar war, dass etwas passiert sein musste. Wir hatten ihn ja beide nicht ausgemacht. Als wir am Haus ankamen, stand es noch und man sah auch durch die Fenster nichts. Aber als ich dann die Tür aufschloss... sie fühlte sich von außen schon richtig heiß an. Und als sie auf war, kam uns ein Rauch entgegen!!! Nach kurzem Shock sind wir rein, natürlich nur mit zugehaltener Nase. Herd ausgemacht und alle Fenster auf. Dann mussten wir erst mal zwei Stunden vor der Wohnungstür sitzen bleiben, bis wir uns wieder reintrauten. In der Nacht schliefen wir bei offenem Fenster und mittlerweile ist alles wieder in Ordnung. Aber es roch schon noch  ein paar Tage. Aber was ist eigentlich genau passiert? Wir hatten einen angebrannten Topf mit Wasser und Spülmittel auf den Herd gestellt (wir haben hier nämlich kein heißes Wasser), den Herd angemacht, damit sich die Kruste löst. Ich hatte auch noch unseren Pfannenwender aus Plastik, der auch sehr verklebt war mit in den Topf getan. Dann brannte das halt so fünf, sechst Stunden, das Wasser verdampfte, der Pfannenwender verschmolz in den Topf und alles kohlte ziemlich. Naja, jedenfalls nochmal großes Glück gehabt.

Hahn auf der Straße
(nicht das besagte Huhn, als wir eingesperrt waren, sondern irgendein Hahn in Guaranda)

 
Die in Guaranda wohnenden deutschen Chicas (Angela, Rike und Elena) hinten im Auto auf der Fahrt von einer Bar zur nächsten, während zu Hause die Wohnung zu qualmt.

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